3.-6. Juni Sivas - Kokkinos Pirgos Psiloritis Agia Gallini

Bericht vom 3.-6. Juni 2012-06-06

Sivas - Kokkinos Pirgos – Psiloritis – Agia Gallini

3. Juni 2012

Nach einem biologischen Frühstück, Eier, Honig, Marmelade, Orangensaft aus eigener Produktion, nur „die Butter ist von der Fabrik“ machen wir uns wieder einmal auf den Weg. Der Rucksack wird trotz scheinbarer Gewöhnungsphase nicht leichter.

Dieses Sivas liegt auf der Südseite der Messaraebene. Und wir haben einen tollen Blick Richtung Norden, nach Timbaki. Und ich habe den Eindruck, dass man nur die Ebene durchqueren muss, um die paar Km nach Timbaki, unserem heutigen vermeintlichen Ziel, zu bewältigen.

Soviel der Eindruck.

Die Messaraebene, nur auf den ersten Blick freundlich:

Die Wirklichkeit sieht anders aus. Dieser „ebene Teppich“ der Messara“ entwickelt sich zu einem Auf und Ab, zu einem Hin und Her, mit Wegen oder öfter keinen, oder noch öfter einfach zu dornigen Makiafeldern.

10 km Wegstrecke bedeuten schon mal 3-4 Stunden.

Aber schließlich haben wir es geschafft und wir sind die letzten Km auf Asphalt der Hauptstraße entlang nach Timbaki gelangt.

Erstmal ein Bier für die Mühe, dann ein Zimmer und ruhen.

Das wäre der Plan gewesen, aber..:

In ganz Timbaki gibt es kein Hotel, deshalb wieder den Rucksack- manchmal wird er zum Feindbild- geschultert und weitere 4 Km hatschen.

Unser Ziel war letztendlich Kokkinos Pirgos, eine romantische Stadt , wie irgendein kleiner Ort in Sibirien, nur wärmer und  am Meer.

Das war uns wurscht, weil wir endlich ein Hotel gefunden haben - noch schnell was zu essen und dann ab in das Bett.

Die glorreiche Idee:

Der Berg ruft..

Nachdem die erste Müdigkeit verflogen war, der Magen mit einem Tschicken und Tomatensalat gefüllt war, hatte Hermann die glorreiche Idee.

Wir wollen den Psiloritis, den höchsten Berg Kretas besteigen.

Der Hund; ich mein ,der Berg ist aber ca. 25 km im Landesinneren, so dass man nur mühsam an den Fuß des Berges gelangen kann.

Seine weitere Idee: Statt mit dem Taxi an den Fuß des Berges zu fahren, meinte mein Freund, man müsse sich dem Berg langsam nähern. Was nichts anderes bedeutete, als dass wir am nächsten Tag die paar Km an den Ausgangspunkt unserer Bergtour marschierten.

Wir machen uns auf den Weg...

Schlafen war auch in Kouroutes Glücksache, nur eine Pension, kein Gasthaus, aber die Wirtin hat uns am Abend einen wunderbaren Salat und „Omeletten mit Pommes“ gemacht.

Aber sie hat uns für den kommenden Tag- natürlich gab es in dem Ort auch kein Geschäft-richtig gute Verpflegung besorgt.

Brot, eigenartiger Ziegenkäse aus eigener Produktion, Äpfel, Orangen und sogar gute Kirschen.

4./5. Juni. 2012

In der Früh um 7 Uhr ging’s dann los.

Wir hatten in unserem Hotel die unnötigen Sachen zurückgelassen, um eine wenig Gewicht zu sparen. Das wurde aber fast wieder aufgehoben, weil wir unser Essen für 2 Tage mitschleppen mussten.

Aber rein psychologisch war unser Rucksack einfach leichter.

Der Fußpfad und die Griechen:

Wenn man Griechen nach den Weg fragt, kennen sie nur  Straßen. KEINEM Griechen fiele es je ein, irgendwohin  zu Fuß zu gehen, wenn dorthin auch eine Straße führt.

In unserer Karte war ein Fußpfad eingezeichnet, der in Wirklichkeit nicht existierte.

Im Kafenion habe ich ca. 20 Männern den Pfad gezeigt.

Endergebnis: Kopfschütteln, mildes Lächeln,  letztendlich haben sie mich nicht einmal mehr ignoriert.

Mein hilfloses Gschau hat den Besitzer des Kafenions doch bewegt, zu mir ein paar milde Worte zu sprechen.

„Ja, den Weg gab es einmal“ , aber seit wir eine Straße da hinauf gebaut haben, ist er verfallen“.

Der Aufstieg:

Also zogen wir den Weg entlang los. Zuerst Asphalt, aber schließlich doch ein Serpentinenweg, der uns nach 13 Km auf die Schutzhütte Katefigio führte. 1100 Höhenmeter waren somit nach 4 ½  Stunden überwunden.

Wir kämpfen uns durch die Schneefelder..

Dort rasteten wir ca. 2 Stunden, dann ging es weiter auf den Gipfel. 

Nach weiteren

3 ½ Stunden waren wir schließlich am Gipfel des 2.456 m hohen Psiloritis.

2000 Höhenmeter zehrten ordentlich an unseren Kräften.

... und sehen endlich den Gipfel...

Spitze, der Gipfel ist erreicht..

Die Jause schmeckte hervorragend, der Sonnenuntergang war wundervoll, und wir machten unser Nachtlager in der Kapelle bereit:

Nach einem kargen Abendessen...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

...genießen wir die letzten Strahlen der Sonne..

Fehler eines bergerfahrenen Tirolers:

Und da rächte sich die Gewichtsersparnis für Heinz furchtbar.

Die Nacht war glasklar, Vollmond war auch, aber bitter kalt. Heinz hatte nur einen Seidenschlafsack mit, darüber einen Biwaksack, und so fror er sich durch die Nacht, während Hermann wieder einmal den Schlaf des Gerechten schlief.

Timeos Stavros war unerbittlich...

Der Wind nahm mit jeder Stunde zu, die Temperatur ab, so war er schließlich froh, dass es endlich Tag wurde.

„Ich weiß zwar nicht, wie ein Schneider friert, aber wenn dem so zu kalt ist, wie mir war, dann aufrichtiges Beileid…“

So hatte ich mir einen Gipfelsieg wahrlich nicht vorgestellt.

Mit langer dicker Hose, mit Fleecejacke und darüber noch den Anorak, einer Mütze begannen wir um 6.30 Uhr mit dem Abstieg.

Nach ca. 5 Stunden waren wir wieder die 2000 Hm unten und froh, dass wir die harschigen Schneefelder in der Früh gut überstanden hatten.

Am Ausgangspunkt kauften wir uns ein Taxi und ließen uns wieder an den Strand  zu unserem Hotel fahren.

Ein überwältigender Tag, warm und fein – keine Idee mehr, wie ich am Gipfel gefroren habe.

6. Juni 2012

Der „Ruhetag“

Heute hatten wir nur eine Wegstrecke von ca. 9 km von Kokkinos Pirgos nach Agia Gallini zurückzulegen.

Der Wirt sagte, über die Küste ist es ganz nah, die Wirtin meinte, nach ca. 1 Stunde sei sie drüben.

Letztendlich nach 2 ¼ Stunden am Strand entlang über Kies und Sand waren wir wirklich da.

Gallini ist nach wie vor ein wenig verträumt, und es zeigen sich erstmals auch Menschen, die hier Urlaub machen.

Wir waschen unsere Sachen, gehen an den Strand, genießen die Sonne und bereiten uns für die morgige Tour nach Agios Pavlos vor.

Und der Muskelkater meldet sich auch ordentlich..

Schön, dass ihr bei mir gewesen seid!

Sehnsucht

Ach  könnt ich ihn mit dir,

du Angetraute, tauschen.

Ach bettest du statt seiner

Neben mich dein Haupt.

Das Lager im Kapellenraum

Hab ich bereitet,

die Stein am Boden spitz nach unten hingelegt.

Nichts Hartes stößt mehr in den Rücken,

du schliefst wohl wie auf Daunen, wärst du hier.

Den heiligen Stavros bat ich auch um Beistand,

damit der Schlussstein des Gewölbs uns nicht erschlägt,

wenn heftge Winde wehen.

Wie schön wär es, mit dir hier heut zu kuscheln,

gemeinsam Herz um Herz uns wärmend,

und hie und da ein Stoßgebet zu Stavros,

damit der Stein nur hält.

Doch du, Geliebte, schläfst entfernt von mir,

und er, mein Nachbar, schnarcht ganz unbeirrt,

als ob kein Stein

über unsern Häuptern drohte,

Er ist so unromantisch!

Igitt, igitt.

Bleib oben, bitte..

(Bukolisches, kretisches Liebesgedicht, aufgefunden und ins Deutsche übertragen in der Nacht zum 6. Juni 2012 in der Kapelle Ieros Stavros am Psiloritis von H&H).

Wanderers Taglied

Stoaner hob i drein im Schuach,

oan  im linken

und oan  im rechten.

Grod, dass i nit fluach,

Stoaner hob I drein im Schuach.

Klima – historischer Exkurs

Ein kretisches Dorf am Rande der Messara

Dass in Klima ein schlechtes Klima für Ausländer herrscht, wissen sie seit den 70-ern. Sie haben noch die Osterknaller im Ohr, die zwischen den ach doch so korrekt bekleideten Schenkeln der 4 Buben explodierten, so dass sie in Windeseile den ungastlichen Ort fluchtartig verließen. Sie waren in friedlicher Absicht gekommen, um an einem griechischen Ostersonntag an griechischer Gastfreundschaft teilzuhaben und wurden so unfreundlich von den 12 oder 13 jährigen Buben aus dem Ort vertrieben.

Jetzt sitzen sei wieder da.

Der Zufall hat sie auf ihrem Marsch auf den Psiloritis hierher verschlagen. Wieder Mittagszeit, diesmal Pfingstsonntag.

Sie sitzen müde vor dem Kafenion, der Wirt lächelt freundlich, erklärt den Weg, der Sohn assistiert, einen angebotenen Mittagsraki können sie nicht ablehnen.

Irgendetwas hat sich geändert in den letzten Jahrzehnten, das Klima in Klima ist diesmal um und um verträglich.