Samstag: 19. Mai Von Ziros nach Pervolakia
Nach einer wundervollen
Nacht, wir haben so richtig gut durchgeschlafen, schauten wir am Morgen aus dem
Fenster. Wir schauten nochmal und konnten es nicht glauben.
Es regnete in Strömen. Und
zwar so sehr, dass man in den wenigen Metern von der Schlafstelle ins Gasthaus
richtig nass wurde.
Kurioses im Lande der Kreter |
Geschafft:
Nach dem ausgiebigen
Frühstück – eh schon wissen- Spiegeleier mit Speck- begann das große Warten.
Mal war es wieder heller und
wir schickten uns an zu gehen, Augenblicke später kam der nächste Regen und wir
zogen uns wieder ins Lokal zurück.
Letztendlich siegte aber doch
die Wanderlust und wir brachen auf.
Der Wettergott hat unsere
Entscheidung belohnt und uns trockenen Fusses durch den Nachmittag spazieren
lassen.
Nach ca. 1 Stunde erreichten
wir den Ort Xandras, kehrten ein, wurden dafür mit Bier und vielen Mesedes
belohnt, trotzdem bestellte Hermann entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten
gleich auch noch ein Mittagessen. So hatten wir dreierlei. Mittagessen, Mesedes
und keine Lust mehr zu gehen.
Nach einem vergnüglichen
Stunde, oder waren es 1 ½ Stunden wanderten wir Richtung Süden nach Pervolakia.
Dieser Ort ist verträumt, hat
gerade noch 26 Einwohner, aber ein Cafenion, von dem beschrieben war, dass man
dort gut essen und trinken könnte. Das haben wir weidlich ausgenützt,
ordentlich gespeist und auch dort in einem engen Zimmerchen genächtigt.
Natürlich haben wir auch Kultur gemacht und 3500 Jahre alte Wandmalereien in
Höhlen oberhalb des Ortes besichtigt.
Ein lauschiger Platz in Pervolakia |
Sonntag: 20.Mai
Ein strahlender Tag. Wir
gingen durch die Schlucht ca. 2 Stunden an Meer. Über Stock und Stein. So
manchen Felsbrocken mit Schwierigkeiten überwindend. Und dabei bewunderten wir
die wunderschönen Oleanderbüsche, in ihren strahlenden roten und weißen Farben.
Wunderschöne Oleander versperren oft den Weg... |
Sie hatten nur einen
entscheidenden Schönheitsfehler: Sie wuchsen immer dort, wo gerade der Weg
führte. Also Umwege, die unserer Meinung nicht nötig waren, aber das kümmerte
die Oleander nicht.
Wie gesagt nach 2 Stunden
erreichten wir das Meer durch eine Schlucht, die erst wenige Meter vor dem Meer
endete.
Kloster Moni Kapsa am Eingang einer abenteuerlichen Schlucht |
Ca. 40 Meter in der Höhe, an
die Felsen gedrückt, war das Kloster Moni Kapsa, die Geschichte immer ähnlich,
erbaut im 15 Jh. Dann zerstört von den
Türken, letztendlich wieder errichtet durch einen Einsiedler, der jetzt als
Heiliger verehrt wird.
Nach der Besichtigung, und
einem Raki und etwas Brot und Käse, sowie einem Foto vom einigen Mönch
wanderten wir auf der Straße nach Analypsi.
Und wie immer fielen wir
müde, nach einem guten Abendessen und ausnahmsweise ohne viel Alkohol müde ins
Bett.
Wäsche hatten wir auch noch
gewaschen, mit dem Erfolg, sie am nächsten Tag noch nass in einem Plastiksack
weiter zu transportieren.
Montag: 20. Mai Von Pervolakia nach Analypsi und nach Agia Fotia
Heute hatten wir Mühe- mit
wehen Füßen, schwerem Gepäck und viel Asphalt – nach Agia Fotia zu kommen. Agia
Fotia ein Ort unserer Jugend ist immer noch schön. Wenn auch ein wenig
moderner, aber doch werden alte Erinnerungen wach.
Historischer Exkurs 2 apo Hermann.
Europa weiß es. Die Griechen
können nicht wirtschaften.
Noch Mitte der 70er- Jahre
war der ehrwürdige Brauch der Mezedes auf Kreta als Zeichen der
Gastfreundschaft lebendig. Der Gast, der sich einen Raki bestellte, erhielt zum
Schnaps ungefragt ein oder mehrere Tellerchen mit köstlichen Zuspeisen
serviert. Oliven, Paximadia, Cholokodakia, Feta… Dem gastfreundlichen Kreter
war das Wohlergehen des Gastes wichtiger als
jede wirtschaftliche Überlegung. Der Gast sollte doch seinen Magen
schonen.
Manche Leute aus Europa missverstanden die
großzügige Geste: So saßen junge StudentInnen aus Innsbruck in einer Bar in Ierapetra und orderten einen
Karafatsch Raki nach dem anderen, schließlich wollten sie ja satt werden. Dass
sie dabei betrunken wurden, nahmen sie in Kauf.
Mezedes werden auf Ostkreta
auch heute noch serviert. Und die Versuchung war für HuH schon groß, sich einen
zweiten Karafatsch zu bestellen.
Irgendwie stimmt es: Die
Griechen können halt nicht wirtschaften.
Aber unsympathisch ist das nicht!
Hermann und seine Mesedes |
Dialoge am Weg apo Hermann:
HuH marschieren durch das
aufgelassene Dorf Epano Perivolakia. Türe hängen in den Angeln, geben
verfallene Innenräume frei.
H1: Da haben wir viele freie
Zimmer!
H2: Ich mag deine
erfrischende Destruktivität.
H1: Ich sorge mich halt um
uns.
Nach einem Gespräch über
Wehwehchen- HuH humpeln dahin:
H1: Ja,ja, taufrisch sind wir
halt nimmer.
H2: Wie ein in alter LKW im
Hindukusch. Er springt nicht wie ein Junger über die Berge, aber kommt langsam
und sicher an jedes Ziel und das hoffentlich noch lange.
Der Strand unserer Jugend: apo Hermann:
„Ich weiß nicht, was soll es
bedeuten,
dass ich so traurig bin,
ein Märchen aus uralten
Zeiten,
Agia Fotia - Erinnerungen weden wach... |
es will mir nicht aus dem
Sinn“ (oder so ähnlich- H.H:
Kreta, ein Sommermärchen)
Agia Fotia 2012-05-21
Vieles ist anders geworden in
den letzten 35 Jahren.
Ich lasse den Strand mit
Liegen und Sonnenschirmen hinter mir und wate den Bach aufwärts. Hier ist die
Zeit stehen geblieben. Ich finde das Haus, in dem Spiro mit seinen Eltern
Katina und Evangelos gewohnt hat. Auch hier scheint noch alles beim Alten – nur
eben leblos. Ich trete in den Garten, wo früher Gäste aus aller Welt saßen. Ein
Hund bellt, eine dunkelhäutige junge Frau stellt mich zur Rede. Ich erkläre
mich mit Händen und Füßen. Beim Namen Evangelos lächelt sie, zeigt auf die Tür, hinter der die Alten
damals gelebt hatten: Ich trete ein und sehe den alten blinden Evangelos, er
ist jetzt 97. Ja, er erinnert sich an die Österreicher, nicht an mich, aber an
Christianos, an Hannelore, an Karin, an Helmut. Freude ist in seiner Stimme.
Chronia polla , wünscht er
mir, als ich gehe.
Sto kalo, sag ich, leg ihm
unsicher die Hand auf die Schulter und gehe- hinaus ins Leben.
Lieber H. u. lieber H.,
AntwortenLöschenals begeisterter Leser eurer Berichte über eure Kreta-Wanderung, ohne Steine, Macchia und Oleander im Weg, trinke ich einen köstlichen Rötel aus Österreich, den man nicht wegschütten muss.
Ich denke jedenfalls sehr an euch und habe das Gefühl, bei der Wanderung dabei zu sein.
Hermann, deine historischen Exkursionen, bei denen ich Mitheld war oder einfach nur dabei, haben mich sehr berührt. Platzl, Agio Fotia ... is halt doch schon lange her. Dennoch, Hermann, lass das Theater, konzentrier dich aufs Schreiben. Diese Mischung von Ernest Hemmingway und Joachim Ringelnatz begeistert. Jedenfalls mit 10% deiner Tantiemen bin ich dabei.
Herzliche Grüße
Ulli
Heinrich Heine:
AntwortenLöschenLoreley
Ich weiss nicht was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mir ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.
Hallo Heinz! Hallo (unbekannterweise) Hermann!
AntwortenLöschenEs freut mich, dass alles so zu funktionieren scheint, wie wir es besprochen haben. Und danke für die schönen Eindrücke und Gedanken aus Kreta.
lg, Markus