Montag, 21. Mai 2012

19.-21.Mai Von Ziros nach Agia Fotia





Samstag: 19. Mai Von Ziros nach Pervolakia

Nach einer wundervollen Nacht, wir haben so richtig gut durchgeschlafen, schauten wir am Morgen aus dem Fenster. Wir schauten nochmal und konnten es nicht glauben.
Es regnete in Strömen. Und zwar so sehr, dass man in den wenigen Metern von der Schlafstelle ins Gasthaus richtig nass wurde.
Kurioses im Lande der Kreter
Geschafft:
Nach dem ausgiebigen Frühstück – eh schon wissen- Spiegeleier mit Speck- begann das große Warten.
Mal war es wieder heller und wir schickten uns an zu gehen, Augenblicke später kam der nächste Regen und wir zogen uns wieder ins Lokal zurück.
Letztendlich siegte aber doch die Wanderlust und wir brachen auf.
Der Wettergott hat unsere Entscheidung belohnt und uns trockenen Fusses durch den Nachmittag spazieren lassen.
Nach ca. 1 Stunde erreichten wir den Ort Xandras, kehrten ein, wurden dafür mit Bier und vielen Mesedes belohnt, trotzdem bestellte Hermann entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten gleich auch noch ein Mittagessen. So hatten wir dreierlei. Mittagessen, Mesedes und keine Lust mehr zu gehen.
Nach einem vergnüglichen Stunde, oder waren es 1 ½ Stunden wanderten wir Richtung Süden nach Pervolakia.


Dieser Ort ist verträumt, hat gerade noch 26 Einwohner, aber ein Cafenion, von dem beschrieben war, dass man dort gut essen und trinken könnte. Das haben wir weidlich ausgenützt, ordentlich gespeist und auch dort in einem engen Zimmerchen genächtigt. Natürlich haben wir auch Kultur gemacht und 3500 Jahre alte Wandmalereien in Höhlen oberhalb des Ortes besichtigt.
Ein lauschiger Platz in Pervolakia

















Sonntag: 20.Mai
Ein strahlender Tag. Wir gingen durch die Schlucht ca. 2 Stunden an Meer. Über Stock und Stein. So manchen Felsbrocken mit Schwierigkeiten überwindend. Und dabei bewunderten wir die wunderschönen Oleanderbüsche, in ihren strahlenden roten und weißen Farben. 

Wunderschöne Oleander versperren oft den Weg...

Sie hatten nur einen entscheidenden Schönheitsfehler: Sie wuchsen immer dort, wo gerade der Weg führte. Also Umwege, die unserer Meinung nicht nötig waren, aber das kümmerte die Oleander nicht.
Wie gesagt nach 2 Stunden erreichten wir das Meer durch eine Schlucht, die erst wenige Meter vor dem Meer endete.
Kloster Moni Kapsa am Eingang einer abenteuerlichen Schlucht
Ca. 40 Meter in der Höhe, an die Felsen gedrückt, war das Kloster Moni Kapsa, die Geschichte immer ähnlich, erbaut  im 15 Jh. Dann zerstört von den Türken, letztendlich wieder errichtet durch einen Einsiedler, der jetzt als Heiliger verehrt wird.
Nach der Besichtigung, und einem Raki und etwas Brot und Käse, sowie einem Foto vom einigen Mönch wanderten wir auf der Straße nach Analypsi.
Und wie immer fielen wir müde, nach einem guten Abendessen und ausnahmsweise ohne viel Alkohol müde ins Bett.
Wäsche hatten wir auch noch gewaschen, mit dem Erfolg, sie am nächsten Tag noch nass in einem Plastiksack weiter zu transportieren.

Montag: 20. Mai Von Pervolakia nach Analypsi und nach Agia Fotia

Heute hatten wir Mühe- mit wehen Füßen, schwerem Gepäck und viel Asphalt – nach Agia Fotia zu kommen. Agia Fotia ein Ort unserer Jugend ist immer noch schön. Wenn auch ein wenig moderner, aber doch werden alte Erinnerungen wach.
 
Historischer Exkurs 2 apo Hermann.
Europa weiß es. Die Griechen können nicht wirtschaften.
Noch Mitte der 70er- Jahre war der ehrwürdige Brauch der Mezedes auf Kreta als Zeichen der Gastfreundschaft lebendig. Der Gast, der sich einen Raki bestellte, erhielt zum Schnaps ungefragt ein oder mehrere Tellerchen mit köstlichen Zuspeisen serviert. Oliven, Paximadia, Cholokodakia, Feta… Dem gastfreundlichen Kreter war das Wohlergehen des Gastes wichtiger als  jede wirtschaftliche Überlegung. Der Gast sollte doch seinen Magen schonen.
 Manche Leute aus Europa missverstanden die großzügige Geste: So saßen junge StudentInnen aus Innsbruck  in einer Bar in Ierapetra und orderten einen Karafatsch Raki nach dem anderen, schließlich wollten sie ja satt werden. Dass sie dabei betrunken wurden, nahmen sie in Kauf.
Mezedes werden auf Ostkreta auch heute noch serviert. Und die Versuchung war für HuH schon groß, sich einen zweiten Karafatsch zu bestellen.
Irgendwie stimmt es: Die Griechen können halt nicht wirtschaften.
Aber  unsympathisch ist das nicht!
Hermann und seine Mesedes
Dialoge am Weg apo Hermann:
HuH marschieren durch das aufgelassene Dorf Epano Perivolakia. Türe hängen in den Angeln, geben verfallene Innenräume frei.
H1: Da haben wir viele freie Zimmer!
H2: Ich mag deine erfrischende Destruktivität.
H1: Ich sorge mich halt um uns.

Nach einem Gespräch über Wehwehchen- HuH  humpeln dahin:
H1: Ja,ja, taufrisch sind wir halt nimmer.
H2: Wie ein in alter LKW im Hindukusch. Er springt nicht wie ein Junger über die Berge, aber kommt langsam und sicher an jedes Ziel und das hoffentlich noch lange.

Der Strand unserer Jugend: apo Hermann:
„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
dass ich so traurig bin,
ein Märchen aus uralten Zeiten,
Agia Fotia - Erinnerungen weden wach...
es will mir nicht  aus dem  Sinn“ (oder  so ähnlich- H.H: Kreta, ein Sommermärchen)
Agia Fotia 2012-05-21
Vieles ist anders geworden in den letzten 35 Jahren.
Ich lasse den Strand mit Liegen und Sonnenschirmen hinter mir und wate den Bach aufwärts. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Ich finde das Haus, in dem Spiro mit seinen Eltern Katina und Evangelos gewohnt hat. Auch hier scheint noch alles beim Alten – nur eben leblos. Ich trete in den Garten, wo früher Gäste aus aller Welt saßen. Ein Hund bellt, eine dunkelhäutige junge Frau stellt mich zur Rede. Ich erkläre mich mit Händen und Füßen. Beim Namen Evangelos lächelt sie,  zeigt auf die Tür, hinter der die Alten damals gelebt hatten: Ich trete ein und sehe den alten blinden Evangelos, er ist jetzt 97. Ja, er erinnert sich an die Österreicher, nicht an mich, aber an Christianos, an Hannelore, an Karin, an Helmut.  Freude ist in seiner Stimme.
Chronia polla , wünscht er mir, als ich gehe.
Sto kalo, sag ich, leg ihm unsicher die Hand auf die Schulter und gehe- hinaus ins Leben.


3 Kommentare:

  1. Lieber H. u. lieber H.,
    als begeisterter Leser eurer Berichte über eure Kreta-Wanderung, ohne Steine, Macchia und Oleander im Weg, trinke ich einen köstlichen Rötel aus Österreich, den man nicht wegschütten muss.
    Ich denke jedenfalls sehr an euch und habe das Gefühl, bei der Wanderung dabei zu sein.
    Hermann, deine historischen Exkursionen, bei denen ich Mitheld war oder einfach nur dabei, haben mich sehr berührt. Platzl, Agio Fotia ... is halt doch schon lange her. Dennoch, Hermann, lass das Theater, konzentrier dich aufs Schreiben. Diese Mischung von Ernest Hemmingway und Joachim Ringelnatz begeistert. Jedenfalls mit 10% deiner Tantiemen bin ich dabei.
    Herzliche Grüße
    Ulli

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  2. Heinrich Heine:
    Loreley
    Ich weiss nicht was soll es bedeuten,
    Daß ich so traurig bin;
    Ein Märchen aus alten Zeiten,
    Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

    Die Luft ist kühl und es dunkelt,
    Und ruhig fließt der Rhein;
    Der Gipfel des Berges funkelt
    Im Abendsonnenschein.

    Die schönste Jungfrau sitzet
    Dort oben wunderbar;
    Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
    Sie kämmt ihr goldenes Haar.

    Sie kämmt es mit goldenem Kamme
    Und singt ein Lied dabei;
    Das hat eine wundersame,
    Gewaltige Melodei.

    Den Schiffer im kleinen Schiffe
    Ergreift es mit wildem Weh;
    Er schaut nicht die Felsenriffe,
    Er schaut nur hinauf in die Höh.

    Ich glaube, die Wellen verschlingen
    Am Ende Schiffer und Kahn;
    Und das hat mir ihrem Singen
    Die Lore-Ley getan.

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  3. Hallo Heinz! Hallo (unbekannterweise) Hermann!

    Es freut mich, dass alles so zu funktionieren scheint, wie wir es besprochen haben. Und danke für die schönen Eindrücke und Gedanken aus Kreta.

    lg, Markus

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